Heute geht unsere Fahrt zum Château Montifaud. Das Château Montifaud liegt gute 30 Kilometer von Cognac entfernt in Jarnac. Hier sollten wir einmal die Gelegenheit bekommen uns anzusehen, welchen Weg die Traube vom Weinberg bis hinein in das Cognacglas macht.
Bei sehr sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen ging die Fahrt vorbei an vielen Weinbergen zum Château Montifaud. Nach gut 30 Minuten Fahrt erreichten wir Jarnac und wurden von Aurélie Maillard eine sehr freundliche Mitarbeiterin des Château Montifaud empfangen.
Château Montifaud – wie alles begann
Das Château Montifaud ist seit sechs Generation im Familienbesitz der Familie Vallet und feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges bestehen. Pierre-Augustin Vallet hatte einen drei Hektar großen Weinberg im Jahre 1837 geschaffen, der bereits zehn Jahre später auf zwölf Hektar angewachsen war. Zu dieser Zeit begann er Branntwein zu destillieren und zu verkaufen. Pierre-Augustin und seine Frau Victorine bauten von dem Geld ein Château und schon war das Château Montifaud geboren.
Auch das Château Montifaud war von der Reblauskrise Ende des 19. Jahrhunderts betroffen. Im Jahre 1878 wurde ein großer Teil des Weingutes von der Reblaus zerstört. Mit dieser Krise musste sich nun schon die zweite Generation, Pierre Vallet, beschäftigen. Dank der großen Cognacbestände, die Pierre-Augustin geschaffen hatte, konnte das Unternehmen die Jahre überstehen.
Der Weinberg war 1885 wieder hergestellt und damit die kritische Phase überwunden. Pierre hatte mit seiner Frau Judith zwei Söhne Gustave und Maurice. Unter Maurice’s Leitung vergrößerte sich das Unternehmen weiter. Mittlerweile verfügte das Château Montifaud über zwei Destillierapparate von je 12 Hektolitern und der Weinberg hatte eine Größe von 35 Hektar. Maurice war auch einer der ersten Händler, der seinen Cognac in kleine Fässer und in Flaschen abfüllte und direkt verkaufte.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde ein großer Teil des Besitzes zerstört. Das etwa einen Kilometer entfernt liegende Lager blieb aber unversehrt. Der Betrieb wuchs in den nachfolgenden Jahren immer weiter und heute teilen sich Michel und Laurant Vallet die Arbeit. Mittlerweile umfasst der Weinberg vom Château Montifaud 120 Hektar in der Grande und Petite Champagne. Ihren Cognac verkaufen sie in Kanada, Skandinavien, Russland, Deutschland und in vielen anderen Ländern weltweit.
Von der Traube bis in die Flasche
Wir starteten unseren Rundgang mit Aurélie Maillard, die übrigens ein sehr gutes Deutsch sprach, auf dem Weinberg. Der Boden auf dem Château Montifaud ist sehr kalkhaltig, das für eine sehr gute Qualität der Trauben spricht. Für die Traubenlese waren es leider noch ein oder zwei Wochen zu früh, sodass wir die imposante Maschine, die in der heutigen Zeit die Trauben erntet, nicht im Einsatz sehen konnten.
Die Zeitersparnis bei der maschinellen Ernte ist so gewaltig, sodass rund 15 Minuten nach dem Einfahren der Traubenernte bereits mit der Kelterung begonnen werden kann. Die moderne Kelteranlage arbeitet mit Pneumatik und diese ermöglicht eine sehr sanfte Kelterung. Die Destillation beginnt gleich nachdem die Weine ihre malolaktische Gärung beendet haben.
Das ist meistens von Anfang bis Mitte November und dauert etwa bis Ende März. Für die Alterung und die Färbung wird der Cognac in Eichenholzfässern gelagert. Je älter der Cognac umso dunkler und wärmer ist seine Farbe.
Um einen Jahrgangs-Cognac zu erhalten müssen bestimmte Regeln eingehalten werden die vom BNIC – Bureau National Interprofessionnel Cognac – geprüft und kontrolliert werden.
Zwei von den Bestimmungen sind, es dürfen nur Cognacs eines Jahrganges verwendet werden und die Fässer für die Lagerung müssen zwischen 3 Jahren und 15 Jahren alt sein. Das Château Montifaud besitzt offiziell Jahrgangscognac seit dem Jahre 1970 und diese werden wie in allen Brennereien im Paradies gelagert. Die kontrollierten und geprüften Fässer werden anschließend vom BNIC versiegelt und nur Fässer mit intaktem Siegel gelten später als Jahrgangscognac.
Für die Abfüllung des Cognacs in Flaschen verfügt das Château Montifaud über zwei Abfüllanlagen. Einmal die automatische Abfüllanlage, die für die Massen genutzt wird und für besondere Flaschen und Karaffen ist eine manuelle Abfüllanlage vorhanden. Die manuell abgefüllten Flaschen werden auch noch in Handarbeit mit ihrem Etikett versehen und verpackt bevor sie auf die große Reise gehen.
Nachdem wir den Weg der Traube bis hinein in das Cognacfass gesehen und sehr anschaulich erklärt bekommen haben, wurden wir von der Familie Vallet noch zu einem Lunch eingeladen. Dieser Lunch erwies sich jedoch als ein mehrgängiges Menü das einfach fantastisch war.
Der Aperitif wurde ganz zwanglos im familieneigenen Garten gereicht bevor es in den Wintergarten an einen schön gedeckten Tisch ging. Die Gruppe, die sich hier zum Lunch versammelt hatte, war mittlerweile um einige Gäste angewachsen. Hierbei handelte es sich vorwiegend um Kunden aus Norwegen, die auch für das Gala-Event La Part des Anges angereist waren. Der Aperitif bestand natürlich aus Cognac und Pineau vom Château Montifaud und kleinen „Leckereien“ um den Appetit auf das nachstehende Menü anzuregen.
Bei dem Menü drehte sich wieder alles um Cognac. Hier einmal ein Blick auf die Speisekarte
Ein Mus aus Butternuss-Kürbis und Trüffel auf Gemüse mit einer Cognac-Karamellsoße
Cognac VSOP 100 % Petite Champagne
Taubenfilet in aufgeschäumter Spekulatius-Cognac Soße mit kleinem Gemüse
Cognac Réserve Spéciale Michel Vallet Petite Champagne
Macaron mit einer Kaffee-Ganache und Cognac Eis
Cognac XO Silver 100 % Petite Champagne
Café
Cognac Héritage Louis Vallet L50 100 % Petite Champagne
Das Menü war sehr gut zusammengestellt und schmeckte einfach fantastisch. Dazu die ausgewählten Cognacs, von den der Jüngste rund 10 Jahre und der Älteste 50 Jahre alt waren, da kann man schon zum richtigen Genießer und Cognacliebhaber werden. Während der ganzen Zeit herrschte eine lebhafte und lockere Unterhaltung am Tisch. Leider ging auch diese Zeit zu Ende und es hieß Abschied nehmen von der Familie Vallet und dem Château Montifaud.
Mein Fazit
was einmal eine normale Besichtigung eines Weinberges und einer Brennerei sein sollte, endete mit einem Besuch bei Freunden. Mit einer solchen familiären und freundlichen Aufnahme hatte ich eigentlich nicht gerechnet und dafür nochmals vielen Dank, es war wirklich ein sehr, sehr schöner Tag.
Aber nun war auch leider meine Zeit in Cognac zu Ende und es ging wieder zurück. Die Tage in und um Cognac waren nicht nur sehr schön, nein, sie waren auch sehr lehrreich und interessant.