Zu meiner Schulzeit war das Dritte Reich, der Zweite Weltkrieg und alles was mit der sogenannten Hitlerzeit im Zusammenhang war, ein Tabu. Diese Themen wurden in meinem Geschichtsunterricht nicht unterrichtet. Mein gesamtes Wissen habe ich teilweise durch Erzählungen meiner Großeltern, durch Bücher, Filme und Reportagen erhalten. Denn mittlerweile gibt einige recht gute Filme, über diese Zeit. Gute Beispiele dafür sind Schindler’s Liste und auch das biografische Filmdrama Hitler – Aufstieg des Bösen -.
Für mich stand schon immer fest, wenn ich einmal in die Gegend einer Konzentrationslager Gedenkstätte komme, werde ich sie besuchen.
Es war eigentlich immer einerlei welches Konzentrationslager es sein wird, ob Auschwitz, Buchenwald oder Dachau oder irgend ein anderes der großen Zwangslager aus dieser Zeit. Was ich nicht wusste, dass diese großen Konzentrationslager alle sehr viele Außenlager hatten, viele sogar mehr als 20.
Durch meinen Umzug nach Bayern, ist die Gedenkstätte in Dachau nur ca. 25 Minuten Autofahrt entfernt. Außerdem werden auch organisierte Bustouren angeboten.
Ich nutzte einen Sonntag für meinen Besuch, da dann die Gedenkstätte nicht durch die Vielzahl der Schulklassen überfüllt ist.
Auf dem Parkplatz angekommen, zahlte ich meine Parkgebühr in Höhe von 3 Euro, ein recht günstiger Preis. Nach einem kurzen Fußmarsch stand ich im Informationsbüro. Der Eintritt, wenn man ein AUDIO-Gerät mitnehmen möchte, beträgt 3,50 Euro und ohne Nutzung dieses Gerätes ist der Eintritt frei. An einigen Punkten auf dem Gelände findet man Spendenboxen, an denen die Möglichkeit besteht, seinen Eintritt in Form einer Spende für die Erhaltung dieser Gedenkstätte zu zahlen.
Das Konzentrationslager Dachau war das Erste Zwangslager dieser Art, dass in Betrieb genommen wurde. Es war in einer alten Munitionsfabrik untergebracht. Die ersten Häftlinge wurden schon im März 1933 dort inhaftiert. In den ersten Jahren waren es vorwiegend Männer die mit ihren politischen Ansichten auffielen. In den nächsten Jahren folgten dann Homosexuelle, Zeugen Jehovas und schließlich Juden in das Konzentrationslager. Anfangs waren in Dachau nur Männer untergebracht und erst im Sommer 1944 wurden dort auch etwa 7.000 Frauen, überwiegend jüdischer Religion zur Zwangsarbeit inhaftiert.
Das 1937/38 neu errichtete und damit erweiterte Häftlingslager, wurde von einer Umzäunung umgeben, in der 7 Wachtürme eingesetzt waren. Sobald ein Häftling diesen sogenannten Todesstreifen betrat, wurde auf ihn geschossen. Einige der Häftlinge wählten diesen Weg um dem Lager zu entkommen. Das Lagerleben war kaum zu ertragen, aber erschwerend kam für Frauen noch die sexuelle Belästigung und Demütigung dazu.
Allein wenn man über das Areal des Lagers geht und sieht, wie viele Baracken hier einmal standen und sich das Elend vorstellt, was hier geherrscht hat, ist man entsetzt. Zwei Baracken sind wieder aufgebaut und eine davon als Museum zu besichtigen. Sie waren in den Anfangsjahren für etwa 50 Personen vorgesehen, aber in den letzten Monaten des Konzentrationslager waren bis zu 200 Menschen in einer Baracke untergebracht. Unterernährte, durch zu harte Arbeit völlig erschöpfte Menschen lagen auf ihren verfaulten Strohsäcken in ihren dreistöckigen Holzbetten und konnten weder Leben noch Sterben. Durch diese mangelnden hygienischen Zustände starben sie an Seuchen wie Typhus, Tuberkulose oder Fleckfieber. Einige der Häftlinge wurden auch für medizinische und auch militärische Versuche ausgewählt.
Seit dem Jahre 1940 gab es auf dem Gelände ein eigenes Krematorium mit zwei Öfen, dass aber bereits etwa 3 Jahre später durch den Bau eines zweiten Krematoriums mit 4 Öfen erweitert wurde, um die vielen Toten zu verbrennen. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges konnten die Toten nicht mehr verbrannt werden, da ein großer Mangel an Brennstoff herrschte. Sie wurden einfach in so genannte Totenkammern liegen gelassen. Nach der Auflösung des Konzentrationslagers durch die Amerikaner wurden sie dann in Massengräbern beigesetzt.
Des weiteren wurden im Sommer 1944 im selben Gebäude auch die sogenannten Desinfektionskammern und Duschen eingerichtet. Aber diese Massentötungen durch Giftgas fanden in Dachau nicht statt.
Mein Besuch führte mich auch durch das Museum dieser Gedenkstätte. Die ersten Plakate beginnen im Jahre 1919. Es folgt die Weltwirtschaftskrise mit ihrer hohen Arbeitslosigkeit und der Beginn und Fall der Hitlerzeit. Eine sehr große und aufschlussreiche Dokumentation. Alles sehr gut dargestellt und zweisprachig beschriftet.
Der Filmsaal ist auch im Museumsgebäude untergebracht. Dort wird mehrmals täglich, zu unterschiedlichen Zeiten und auch in verschiedenen Sprachen eine Reportage gezeigt.
Heute sind auf dem Gelände des Konzentrationslager viele Glaubensrichtungen vertreten. In denen man einen Moment im stillen Gebet verweilen kann.
Auf der mittleren Achse der Lagerstrasse steht die Todesangst-Christi-Kapelle. Sie wurde auf Initiative des Münchener Weihbischofs, Johannes Neuhäusler, der selbst Häftling im Zwangslager Dachau war, gebaut. Sie ist das Erste religiöse Mahnmal auf dem Gelände des Konzentrationslagers und wurde im August 1960 geweiht.
Die evangelische Versöhnungskirche wurde im Jahre 1967 eingeweiht. Diese Gedenkstätte ist in die Erde eingelassen und liegt deshalb etwas unterhalb der Oberfläche.
Hinter der katholischen Kapelle ist die jüdische Gedenkstätte erbaut. Sie wurde ebenso im Jahre 1967 eingeweiht. Überragt wird dieses Gebäude von einem siebenarmigen Menorah aus Marmor.
Da ist noch das Kloster – Heilig Blut -, dass zu dem Orden der Karmeletinnen gehört. Die Kapelle dieses Klosters steht den Besuchern der Gedenkstätte für ein stilles Gebet zur Verfügung.
Kurz vor dem Krematorium ist die Russisch-Orthodoxe Kapelle. Sie wurde am 29. April 1995 geweiht. Ihr Grundriss, ein Oktogon aus Holzplanken steht auf einem Hügel dessen Erde teilweise aus der Sowjetunion stammt.
Man schätzt die Anzahl der Inhaftierten auf ca. 200.000 in den Jahren von März 1933 bis April 1945 und die Anzahl der Toten auf etwa 43.000 Menschen.
Am Ende des Tages, hatte ich vieles gelernt und Dinge gesehen, von denen ich keine Ahnung hatte. Es hat mich erschüttert, dass einige Menschen Anderen so etwas zufügen können. Ich hoffe, ihr besucht auch einmal ein Konzentrationslager wenn ihr die Möglichkeit habt und schildert eure Eindrücke.