Meine Reise führte mich dieses Mal nach Hall-Wattens in Tirol. Hall liegt nur 12 Kilometer von Innsbruck entfernt und in circa drei Stunden erreicht man von München Hall mit der Bahn. Für mich war es der erste Besuch in Hall und meine Erwartungen waren dementsprechend hoch. Ich hatte einiges über Hall gelesen und war schon sehr gespannt mehr über den Silber- und Salzbergbau in der Region zu erfahren.
Hall ist eine der elf Gemeinden, die die Region Hall-Wattens am Rande des Karwendel bilden. Die Gemeinde Hall liegt 574 Meter über dem Meeresspiegel im Inntal und hat circa 13.000 Einwohner. In den Jahren von 1938 bis 1974 durfte sich Hall „Solbad“ nennen.
Die Gästekarte von Hall-Wattens
Die Gästekarte wird von der Region Hall-Wattens ausgegeben und ist kostenlos. Beim Einchecken im Hotel, der Pension oder Ferienwohnung wird sie meistens unaufgefordert übergeben. Falls es nicht der Fall ist, bekommt der Gast die Karte auch in der Touristeninformation. Inhaber der Gästekarte können viele Buslinien im öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen und erhalten vergünstigten Eintritt in vielen Museen und Sehenswürdigkeiten.
Mein Hotel, das Park-Hotel, lag am Rande der Altstadt und lag somit sehr zentral. Die Aussicht, die sich mir von der sechsten Etage auf die umliegende Bergwelt bot, war einfach nur schön.
Stadtführung in Hall
Mit einer Stadtführung durch die Altstadt von Hall startete ich meine Erkundungstour. Mit der Stadtführerin Anita Töchterle-Graber, die ich in der Touristeninformation traf, machte ich mich auf den Weg.
Die Altstadt
Die Stadt Hall wurde erstmals im Jahre 1256 urkundlich erwähnt. Den Namen hat die Stadt von dem mittelhochdeutschen Wort „hal“, so wurden früher die Salzwerke und -quellen bezeichnet.
Die in den schmalen Gassen der Altstadt aufwendig restaurierten Häuser beherbergen kleine Shops, Cafés und Restaurants, die einladen hier seine Zeit zu verbringen.
Verteilt an den Hausfassaden in der Altstadt sind 17 Gemälde des österreichischen Künstlers Heinz Weiler mit dem Titel „Halls Farbenschwarm“ angebracht. Heinz Weiler sowie die Bewohner sehen die Altstadt als ihr Heim, als ihr Wohnzimmer an und in diesen Räumen hängen Bilder an den Wänden.
Hall ist eine der besterhaltenden Altstädte in ganz Österreich und größer als die Altstadt von Innsbruck.
Das Rathaus
Das Rathaus ist die ehemalige Stadtburg des Grafen von Görz-Tirol. 1406 schenkte der damalige Herzog Leopold von Habsburg das Gebäude der Stadt Hall, die es seitdem als Rathaus nutzt. Durch den großen Stadtbrand im 15. Jahrhundert wurde es vernichtet, aber kurze Zeit später neu aufgebaut.
Der Rathaussaal mit seinem schönen Gebälk, sowie der Innenhof sind besonders sehenswert. Das Gebäude kann jederzeit im Rahmen einer Stadtführung besichtigt werden.
Die Kirchen von Hall
Die Stadt Hall hat eine Reihe von Kirchen und Klöster. Die älteste von ihnen ist die Sankt Nikolaus Kirche die erstmals 1281 geweiht wurde. Ein Erdbeben im 17. Jahrhundert zerstörte den spitzen gotischen Turm. Der neue barocke Zwiebelturm aus dem Jahre 1676 ist heute eines der Wahrzeichen der Stadt Hall. Besonderheiten in der Kirche sind die Waldaufkapelle sowie die große Reliquiensammlung.
Die Orgelempore sowie die Kreuzwegstationen sind Werke des Schwazer Künstlers Johann Günter Höttinger.
Das Bergbaumuseum in Hall
Das Bergbaumuseum ist in der ehemaligen „Schmalzwaage“ untergebracht. Zu Zeiten des Bergbaus waren in dem Gebäude die Verwaltung und das Lager für Naturalien untergebracht. Die Naturalien waren ein Teil des Lohnes, den die Bergleute erhielten.
Ausgestellt ist im Museum die 800 jährige Geschichte des Salzbergbaus in der Region Hall-Wattens. Außerdem die Nachbildung eines Stollen aus dem Jahre 1967, dem Jahr an dem der Bergbau stillgelegt wurde. Werkzeuge und Fotos zeigen wie schwer und gefährlich die Arbeit im Salzbergbau war. Allerdings war nicht die Arbeit im Bergwerk das Gefährlichste, sondern die vielen Lawinen im Winter.
Das Salzlager
Das Gebäude wurde Anfang des 19.Jahrhunderts gebaut und in den nächste 50 Jahren immer wieder erweitert. Bis zu 3.400 Tonnen Salz wurden in Spitzenzeiten im Gebäude gelagert. Das Salz kam über eine Pipeline als Sole an, wurde verkocht, getrocknet und gelagert bevor es verpackt und ausgeliefert wurde.
Die 15 Säulen mit einer Höhe von neun Metern aus Breccie – einem Gestein, das aus eckigen Gesteinstrümmern besteht – verleihen dem Gebäude ein ganz besonderes Ambiente.
Heute wird die Halle für Veranstaltungen genutzt und bietet 1.500 Besuchern Platz.
Die Burg Hasegg
Die Burg wurde zum Schutz der Saline, der Schifffahrt und zur Überwachung der alten Salzstraße im 13. Jahrhundert erbaut. Den Namen verdankt die Burg den Pfannhäusern an dessen Ecke (Egg) sie lag. Die Burg wurde im 15. Jahrhundert zur Fürstenresidenz ausgebaut.
Mit seiner Höhe von 45 Metern und einem Durchmesser von zehn Metern ist der Turm eines der Wahrzeichen der Stadt Hall. Über 204 Stufen erreicht man die Spitze des Turmes und hat eine fantastische Aussicht auf Hall und die umliegenden Berge.
In Kooperation mit dem Alpenzoo in Innsbruck ist es 2007 der Stadt Hall gelungen Turmfalken im Turm anzusiedeln. Die Greifvögel wurden in Zusammenarbeit mit dem Alpenzoo aufgezogen und im gleichen Jahr wieder in die Freiheit entlassen. Mittlerweile sind die Turmfalken zum neunten Mal in das Nest zurückgekommen und brüten hier ihre Eier aus.
Das Museum der Münze
Das Museum der Münze ist im Turm der Burg Hasegg untergebracht und wurde 1975 wieder eröffnet und prägte aus Anlass der Olympischen Winterspiele in Innsbruck 1976 eine 100 Schilling Gedenkmünze. Zum 700-jährigem Stadtjubiläum 2003 wurde das Museum renoviert und neu eröffnet.
Geöffnet ist das Museum der Münze
- April bis Oktober von Dienstag bis Sonntag
- November bis März von Dienstag bis Samstag
in der Zeit
- von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr – letzter Einlass um 16.00 Uhr
Ausgestellt ist im Museum die Geschichte und die Herstellung des Talers. In der Münze Hall wurde Ende des 15. Jahrhunderts der Guldiner, der als Urstück des Talers und des Dollars gilt geprägt. Fast 100 Jahre später kam die Einführung der maschinellen Prägung. Die Technik der Walzenprägung wurde in Hall nicht nur ausgeführt, sondern bis zur serienreifen Produktion weiterentwickelt. Ein originalgetreuer Nachbau einer Walzenprägemaschine ist im Museum ausgestellt.
Der wohl bekannteste Taler der Welt, der Maria-Theresien-Taler, wurde millionenfach in Hall geprägt. Weiterhin ist im Museum der weltweit größte Silbertaler mit einem Gewicht von 20 Kilogramm zu bewundern.
Leider ist das Fotografieren im Museum nicht gestattet.
Nach meiner Stadtführung, auf der ich wieder einmal sehr viel über die Stadt gesehen und gelernt habe, ging es am Abend zu einem weitern Highlight im Haller Sommerprogramm, den Haller Gassenspielen.
Die Haller Gassenspiele
Erstmals fanden die Haller Gassenspiele im Jahr 2012 statt. Mit der Aufführung gewann die Gruppe von Profi- und Laiendarstellern gleich den Tiroler Volksbühnenpreis.
Die Aufführungen finden immer an einem öffentlichen Platz oder Hof in der Altstadt statt. In diesem Jahr war es der Hof des Bezirksgerichtes. Bei schlechtem Wetter wird die Veranstaltung kurzfristig in das Salzlager verlegt.
Gespielt wurde das Stück „Der tollste Tag“, die auf der Geschichte von Mozart’s „Hochzeit des Figaros“ basiert. Die Schauspieler haben die Geschichte sehr gut umgesetzt, sodass es ein schöner und unterhaltsamer Abend geworden ist.
Heute hatte ich so einiges von der Geschichte und der Altstadt Halls gesehen und gelernt. In den kommenden Tagen werde ich die Swarovski Kristallwelten besuchen, wandern gehen und noch einiges über die Tiroler Küche lernen. Was ich dabei alles zu sehen bekommen werde, erzähle ich euch in einem separaten Bericht.